Am späten Nachmittag des 25. Mai 1943 fand im Reichskanzleitrakt der Hofburg die feierliche Eröffnung des „Zentralinstituts“ für Theaterwissenschaft statt. „Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht“ sowie „zahlreiche prominente Vertreter des Wiener Kunstlebens“ („Theaterwissenschaft“, in: Volks-Zeitung, 26.5.1943) waren anwesend, um den Ausführungen Heinz Kindermanns zu folgen. Von politischer Seite kamen in Vertretung des Reichsleiters Baldur von Schirach der stellvertrende Wiener Gauleiter Karl Scharizer, der Leiter des Wiener Gaupropagandaamts Alfred Eduard Frauenfeld und der stellvertretende Generalkulturreferent Hermann Stuppäck. Generalleutnant Heinrich Stümpfl, Stadtkommandant von Wien, erschien als militärische Vertretung und für die Stadt selbst kam Stadtrat Hanns Blaschke. Aus Berlin sandten der Reichsdramaturg Rainer Schlösser und der Präsident der Reichstheaterkammer Paul Hartmann Grußadressen („Eröffnung des Zentralinstituts für Theaterwissenschaft“, in: Völkischer Beobachter, 26.4.1943, Wien-Ausgabe).
Die Antrittsrede „Theaterwissenschaft als Lebenswissenschaft“ von Kindermann fand großen Anklang in den NS-Medien. Vom Völkischen Beobachter bis zur Belgrader Donau-Zeitung wurde von der Errichtung des Zentralinstituts für Theaterwissenschaft berichtet.
Die für dieses Ereignis angefertigten Pressefotos aus dem Jahr 1943 zeigen Studierende und Lehrende in den Räumlichkeiten des Zentralinsituts. Es sind viele weibliche und einige männliche Studierende zu erkennen, darunter ein Student in SS-, einer in Wehrmachtsuniform, sowie die Hände eines Frontsoldaten beim Ausfüllen eines Vordrucks für die sogenannte Fernimmatrikulation. In den Presseberichten wird von „zahlreichen Wehrmachtsangehörigen“ berichtet, die diese Form der Immatrikulation in Anspruch nahmen. Im Kontext des fortgeschrittenen Kriegsverlaufs ist es bemerkenswert, wie viele Studierende sich für das neue Fach interessierten: 61 inskribierten sich im Sommersemester 1943, schon 105 im darauffolgenden Wintersemester, 132 im nächsten.
Zudem geben die Fotos Auskunft über die Räumlichkeiten des Zentralinstituts, die sich in der Batthyanystiege im Reichskanzlei-Trakt der Hofburg befanden. Der Reichsstatthalter von Wien, Baldur von Schirach, stellte die Räume dem neu gegründeten Institut gratis zur Verfügung. Bezüglich der Ausstattung ist vor allem die erhöhte ornamentierte Kanzel auffällig. Diese Fotos belegen außerdem die Benutzung der ersten Archiv- und Bibliotheksbestände, deren Erwerb oftmals (nach wie vor) völlig fraglich ist.