Buchbestände

In den zahllosen beschädigten Kartons im „Speckkammerl“ der Hofburg fanden sich völlig ungeordnet 492 Bücher und Manuskripte. Diese Objekte weisen ausnahmslos einen Bibliotheksstempel des Zentralinstituts zwischen 1943 und 1945 auf, außerdem eine Signatur und oftmals den Stempel „ausgeschieden“. Zudem finden sich zahlreiche Exemplare mit einem Ex libris, viele sind mit Namen versehen. Es handelt sich dabei um Theaterbücher aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, einige wenige Bände stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der Großteil der Bücher ist deutschsprachig, aber es finden sich darunter auch englische, französische und italienische Exemplare.

Es stellt sich die Frage, warum diese wertvolle Theaterbibliothek jahrzehntelang vergessen und weggesperrt wurde. Die Provenienz ist völlig fraglich. Aus den Ex libris, wie beispielsweise „Buchhandlung Richard Lanyi Wien, I., Kärntnerstrasse“, geht hervor, dass es sich um von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Bestände handelt. Die Buchhandlung Richard Lanyis (1884-1942) im 1. Bezirk wurde im Mai 1938 von Johannes Katzler „arisiert“, der ein Gros der Bücher an Staatspolizisten verschenkte, billig verkaufte und den Gewinn für sich behielt. Richard Lanyi erhielt nichts aus dem Verkauf seines Geschäfts. Er wurde am 28. Mai 1942 in Auschwitz ermordet.